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2. Kapitel

Die 1970er – Zukunftssorgen und ein Generationswechsel

der dem Club schon früh einen Stempel aufgedrückt hatte. Die 1950er und 1960er Jahre hatten sich als eine Zeit des Aufbruchs zu neuen Ufern, als ein Neuanfang erwiesen. Auch auf nationaler Ebene hatte sich in jener Zeit einiges entwickelt: Bei dem ältesten Berliner Lions Club war es der Elan der Gründerväter, 20 Jahre nach dem Ende des Krieges schien die Nachkriegszeit in der Bundesrepublik glücklich überwunden. Mit Vollbeschäftigung und einer geringen Inflationsrate ging es den Deutschen gegen Ende der 1960er Jahre besser als je zuvor.                             

Doch die Zeiten ändern sich. Es näherten sich die 1970er Jahre, das „Jahrzehnt der Krisen“, in dem der Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ verkündete und ökologische Katastrophenszenarien prophezeite, ein Jahrzehnt, in dem deutsche Autobahnen sonntags leer blieben, in dem Terroristen von der Roten Armee Fraktion das Land in Atem hielten, und sich in Berlin Studenten und Polizisten Straßenschlachten lieferten. All das hinterließ Spuren im gesellschaftlichen Leben und veränderte das Land.

Wie verhielt man sich im Lions Club Berlin? Fakt ist, dass die Lions des LC Berlin die Vorgänge ihrer Zeit genau beobachteten. Mehr als in vorherigen Jahren hielt man bei den Treffabenden Vorträge zu aktuellen Themen und diskutierte über die neuesten Entwicklungen. So sprach z. B. der RIAS-Journalist Lf Jürgen Graf über die „Berlinkrise“ oder „Vietnam heute“, was zu einer spontanen Vietnam-Spende des Lions Club Berlin von 1.000 DM führte. Ein anderer erläuterte die „Politischen Aspekte der studentischen Unruhen in der Bundesrepublik insbesondere in Westberlin“, Lf Eberhard Linnenkamp hielt einen Vortrag über „Gold und Währung in Vergangenheit und Gegenwart“, als die USA durch die Aufgabe ihrer Goldpreisbindung das Bretton Woods Weltwährungssystem zum Einsturz brachten. Der Psychiater Lf Werner Greve sprach über „Die psychologischen Gesichtspunkte des Terrorismus“. Und schon einen Tag nach der Befreiung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ in Mogadischu am 18. Oktober 1977 legte Lf Fritz L. Schröder als Mitglied des Krisenstabs der Lufthansa die Hintergründe der Flugzeugentführung dar. Welche brisanten Themen es auch waren, die Clubmitglieder nutzten ihre interdisziplinäre Zusammensetzung, um sich gegenseitig mit neuesten Informationen zu versorgen und zu diskutieren. Der Club wurde politischer – ohne Parteipolitik zu betreiben. Die blieb und bleibt außen vor.

Bei allem Interesse für Politik und der Brisanz des Weltgeschehens darf nicht vergessen werden, dass die Vortragsabende eine Gelegenheit zum studium generale blieben, bei dem auch der Unterhaltungswert nicht zu kurz kam.

Doch zurück zum „Jahrzehnt der Krisen“. Machte sich dieses auch im Clubleben der Lions bemerkbar? Ja und nein. Ja, weil die turbulenten Ereignisse der 1970er Jahre auch ein Überdenken der eigenen Position in einer sich beschleunigt verändernden Welt verlangten. So stellte man sich nicht nur bei dem Lions Club Berlin, sondern auch bei den deutschen Lions insgesamt in jener Zeit verstärkt kritische Fragen. Auf der General-Versammlung des Districts 111 im Juni 1971 hielt man fest: „Der derzeitige Umwandlungsprozess, dem die Welt unterliegt, wird auch Lions nicht verschonen. Es ist daher notwendig, die wichtigste Aufgabe darin zu sehen, sich von diesem Prozess nicht überrollen zu lassen, sondern mit ihm Schritt zu halten. Man muss einen Bedeutungsschwund der Lions-Bewegung zu vermeiden suchen und darf an Aktualität nichts einbüßen.“

Doch zurück zum „Jahrzehnt der Krisen“. Machte sich dieses auch im Clubleben der Lions bemerkbar? Ja und nein. Ja, weil die turbulenten Ereignisse der 1970er Jahre auch ein Überdenken der eigenen Position in einer sich beschleunigt verändernden Welt verlangten. So stellte man sich nicht nur bei dem Lions Club Berlin, sondern auch bei den deutschen Lions insgesamt in jener Zeit verstärkt kritische Fragen. Auf der General-Versammlung des Districts 111 im Juni 1971 hielt man fest: „Der derzeitige Umwandlungsprozess, dem die Welt unterliegt, wird auch Lions nicht verschonen. Es ist daher notwendig, die wichtigste Aufgabe darin zu sehen, sich von diesem Prozess nicht überrollen zu lassen, sondern mit ihm Schritt zu halten. Man muss einen Bedeutungsschwund der Lions-Bewegung zu vermeiden suchen und darf an Aktualität nichts einbüßen.“

Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang gerade bei älteren Clubs wie dem Lions Club Berlin erschwerend hinzukam, kann gewissermaßen als ein klassisches Generationenproblem bezeichnet werden. Anfang der 1970er Jahre mehrten sich die Glückwünsche zu 70. Geburtstagen. Die "biometrische Mitgliederstruktur" des LC Berlin verzeichnete etwa zur  Hälfte Mitglieder im Alter von über 65 Jahren. Damit einher ging eine abnehmende Anwesenheitsquote bei den Treffabenden mit dementsprechend geringen „Tischkassen“ (jene kleineren Geldspenden, die bei den Clubabenden zusammenkamen ).

Junges Blut musste her...

Das grundsätzliche Problem war ein anderes: „Junges Blut“, neue Ideen und mehr Tatkraft mussten her. Die Gründergeneration hatte viel geleistet, aber sie hatte nun ein Recht darauf, ihre Erfahrungen und Ämter weiterzugeben an neue, junge Clubmitglieder. Vor allem der resolute und engagierte Präsident Lf Prof. Wilhelm Heim mahnte 1973, „... den ältesten Lionsclub Berlin durch Verjüngung und Erweiterung seiner Mitglieder zu neuen Aktivitäten zu bewegen.“ Insofern war es nur folgerichtig, dass allmählich ein Generationenwandel einsetzte und jüngere Neumitglieder hinzukamen wie etwa Lf Dr. Walter Kourik, der 1973 als jüngstes Mitglied im Alter von 39 Jahren aufgenommen wurde und damit bis heute zu dem Mitglied des Lions Club Berlin avancierte, der am längsten dabei ist.

Außerdem begann man nun auch, sich mit der langfristigeren Nachwuchsfrage auseinander zu setzen. Kurz darauf gründete sich – mit Hilfe des LC Berlin und des LC Berlin-Grunewald als Paten der erste Berliner Leo-Club unter dem Namen „Berolina“.

Hatte sich die Krisenstimmung der 1970er Jahre auf das Clubleben ausgewirkt? Ja und nein. "Ja", weil die externen Krisenerscheinungen ein Auslöser für eigene interne Umwandlungsprozesse bildeten, die in konstruktiven Neuorientierungen wie der Verjüngung der Mitgliederstruktur aufgingen. Man kann die Frage aber auch verneinen, weil unabhängig von Dollarsturz und Ölkrise der Lions Club Berlin weiterhin unbeirrt seinen Grundsätzen folgte und vielfältige Activities betrieb - die Lions beantworteten den unruhigen Zeitgeist der 1970er mit der Kontinuität ihres Einsatzes.

Anstatt also kopflose Hysterien jener Zeit zu übernehmen, legte der LC Berlin vielmehr eine besonnene Wachsamkeit an den Tag und richtete sein Augenmerk weiterhin auf das Eigentliche seiner Club-Pflichten: die wohltätigen Activities.

Doch nicht nur die Activities forderten Energie und Zeit der Berliner Lions. Einer der Höhepunkte des internationalen Clublebens waren und sind die jährlichen World-Conventions und Europa-Foren. So stand beispielsweise das Jahr 1974 ganz im Zeichen der Vorbereitungen des Europa-Forums, das vom 3. bis 5. Oktober 1974 in der Berliner Kongresshalle stattfand und für das immerhin 2.800 Betten gefunden werden mussten. Man bewältigte die Organisation der Tagung mit ökonomischer Bravour, so dass am Ende 8.000 DM aus der Organisationskasse an den „Weißen Ring“, der sich um Opfer von Gewaltverbrechen kümmert, gespendet werden konnten.

Nun, die 1970er Jahre neigten sich ihrem Ende entgegen – und die Berliner Lions steuerten auf ein besonderes Datum zu! Seit 1978 hatte man die Treffabende im Hotel Kempinski (in Lionskreisen liebevoll „Kempi“ genannt) aus pragmatischen Gründen in das Hotel Berlin verlegt, wo nun das Programm des 25-jährigen Clubjubiläums beschlossen wurde. Am 8. Dezember 1978 war es soweit. Die „hilfreichen Löwen“, wie die Berliner Morgenpost berichtete, feierten Geburtstag. Mit einer besonderen Spende, einem glänzendgrünen Mercedesbus im Wert von 20.000 DM für das Mosaik-Heim, wurde die Feier eingeläutet. In der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche sangen anlässlich des Jubiläums 100 fröhliche Stimmen des Berliner Kinderchores und so dürfte wohl die eine oder andere verstohlene Löwenträne geflossen sein:

25 Jahre Lions - eine bewegte Zeit, in der man viel bewegte...

 

 

 

 

 

Zum 25.Geburstag spendete der LC Berlin einen Bus für ein Behindertenheim